Was hat vor gut 30 Jahren im studierten Kybernetiker die Liebe
fürs Theater geweckt?
Ich arbeitete damals in einem Großbetrieb als Systemanalytiker IV
- so hieß die "Planstelle" - und spielte nebenbei Laienkabarett.
So lernte ich Theaterleute kennen - die schienen mich zu brauchen,
während mein Großbetrieb mich trockenen Augs ziehen
ließ.
Verlief
Ihr Kadergespräch, heute sagt man Casting, ähnlich wie im
Buch beschrieben?
Ja - auf einer Parkbank. Es war wirklich wie die Schülerszene aus
"Faust I".
Das
war Mitte der 70er Jahre. Haben Sie sich damals Notizen gemacht oder
ist ihr Gedächtnis so famos?
Ob mein Gedächtnis famos ist, weiß ich nicht. Ich habe halt
eines. Im übrigen hatte ich vor dem Roman ein Radio-Feature
für den MDR über diese Zeit geschrieben - und dazu damals
Beteiligte befragt.
Das
beschriebene Provinztheater und der damalige Oberspielleiter lassen
sich für Thüringer Kulturkenner leicht entschlüsseln...
Gewiß doch.
Stimmt
es, dass die spannendsten Inszenierungen hinter den Kulissen spielen?
Nur gelegentlich - sehr oft
ist auch das wirkliche Theater spannend - aber es gibt zu wenige Leute,
die das überprüfen wollen und dann in unsere Theater gehen.
Oder warum hat man das Landestheater Eisenach so sang- und klanglos
untergehen lassen?
Es
wurde auch denunziert. Sie lassen IM Linse und IM Spartakus die
Geschehnisse aus Spitzel-Sicht rekapitulieren. Nur ein stilistisches
Mittel?
IM-VL "Ernst Linse" gab es, IM "Spartakus", IM "Kumpel", IMB
"Filmsternchen" usw. sind Erfindungen. Ganz real existierten aber IME
"Buche", IMS "Volker Braun", IM "Camillo", GMS "Ute", IMS "Kurt", IM
"Uwe Wagner", Quelle "Jana", IM "Hardy", IMS "Richter", IMS "Holger
Carstens", VIM "Rosa", IMS "Regina", IMV "Peter", VIM "Götz",
Quelle "Maria", GMS "H. Wendland", IM "Harra", gez. "Hans Blume", KP
"Irene" und viele (geschwärzt). Die mir beim Schreiben hilfreichen
und heute begrenzt zugänglichen, einst geheimen Vorgänge
(OAM, OV,) hießen nicht "Komödiant" wie im Roman, sondern
"Radio" "Pegasus", "Schreiber" und "Touristik".
Sehen
Sie sich als N(O)stalgiker?
Nein. Aber ich erinnere mich gelegentlich wehmütig an
Theater-Aufführungen.
Gerade
läuft in Rudolstadt die "Aktion Theatersessel". Haben Sie schon
einen erworben?
Ja. Mein Sohn, obwohl weit weg in Ulm wohnend, hat auch einen gekauft.
Wagen
Sie einen Ausblick auf die Theaterzukunft?
Die steht im Roman als "Große Pause".