Wenn der Eulenspiegel Verlag einen Jahresrückblick verspricht, dann kracht es. Die gewieftesten Satiriker und Karikaturisten nehmen pointenreich die Höhepunkte der letzten zwölf Monate aufs Korn und treffen zielsicher den Nerv der Zeit. Der Blick von außen kommt von Hinta de Jattens aus Rotterdam. Der Herausgeber blickt neidlos auf die Deutschen, für ihn sah das Jahr "einfach nur schrecklich aus". "Erst hattet ihr den Tsunami und alle Welt fürchtete schon, ihr würdet nie wieder aufhören zu spenden. Und gegen Ende kam Angela Merkel über euch", heißt es weiter. Und ein Rekord war zu vermelden: "Ab Juni ward ihr weltweit das einzige Volk ohne Regierung - ein halbes Jahr lang."
2005 ging’s hoch her mit den Emotionen: Michael Rudolf geht dem "gefühlten Jahr" auf den Grund, Matthias Biskupek plädiert für effektiv Einheits-Europäisch und Bern Zeller erklärt sich zum unbeliebtesten Monat (November) der Deutschen. "Deutschland ist pleite - ich möchte ein Zeichen setzen und habe deshalb die Fußbodenheizung vor meiner Garage abgeschaltet", bekundet Harald Schmidt in einem der ironisch-bösen Sprüchekästchen. Rückschau in Wort und Bild leisten sich außerdem Wiglaf Droste, Lothar Kusche, Mathias Wedel und Bernd Zeller oder Greser & Lenz, Barbara Henniger, Nel, Stephan Rürup und Klaus Stuttmann. Einer der klügsten Sprüche stammt von Wolfgang Mocker: "Was deutsche Leitkultur sein soll, weiß niemand so genau. Nur was nicht dazugehört, ist seit PISA klar: Goethe, Einstein und die Rechtschreibung."
Die geballte Ladung, Das war 2005,
Eulenspiegel, herausgegeben von H. de Jattens, gebunden, 128. Seiten,
12.90 Euro.