ZeitPunkt Kulturmagazin
März 2008


Mit bissiger Satire arbeitet der Schriftsteller und Kritiker Matthias Biskupek die ostdeutsche Provinztheatergeschichte auf. Anhand von erschnüffeltem Aktenmaterial, Treffberichten und uferlosen Phantasien zeigt er auf äußerst unterhaltsame Art und Weise, wie sich ostdeutsche Theatermacher dazumal abmühten oder wie es zumindest hätte gewesen sein können. Natürlich ist alles reine Fiktion, was Biskupek seinen schmunzelnden Lesern klipp und klar ans Herz legt, aber sehr viel Vorstellungsvermögen gehört bei dem Roman "mit richtigen Requisiten, letzten Vorhängen und Theaterblut", so der Untertitel des Buches, nicht dazu, um erahnen zu können, daß es in manch verstaubtem Bühnenraum (fast) genau so zugegangen sein könnte. "Eine moralische Anstalt" (Eulenspiegel Verlag) ist denn auch eine zum Himmel schreiende und obendrein ganz famose Posse geworden, die auf keinen Fall allzu ernst genommen werden darf oder gar möchte. Ein schauspielernder Regieassistent, eine (nicht mehr ganz so junge) jugendliche Schöne, der linientreue Intendant Zahmholz und Oberleutnant Rohrscheich, der die Fäden hinter den Kulissen zusammenzuhalten versucht, sind nur einige fein besetzte Akteure, die dem Figurenensemble feinste Würze verleihen.
Matthias Biskupek: "Eine moralische Anstalt", mit Illustrationen von Ioan Cozacu, Eulenspiegel, 9,90 Euro