Frank Quilitzsch

Matthias Biskupek hat "Verlegtes wiedergefunden"
Frank Quilitzsch, Thüringische Landeszeitung vom 3.3.2012.

Ob "Höhnische Landschaften", "Kannibalen & Hausfrauen" , "Das Gebetbuch des Zynikers" oder "Rotkäppchen, limitiert" - diese und noch etliche weitere poetische Textzyklen, die zweifellos nach Matthias Biskupek klingen, haben eines miteinander gemein: Sie sind über fast drei Jahrzehnte in allerlei bibliophilen Bänden verstreut worden und nicht mehr zu haben.
Was schade ist, etwa im Falle des Gedichtleins vom "Kaiser & Ich": "Kaiser von China / Will ich nicht sein / Höchstens Hofnärrlein / Mit Holzbein / Sägemehl draus klopfen / Kaiser aus-stopfen".
Doch gegen solche Art von Verlust helfen die Verleger Dyck & Westerheide gern aus, deren Berliner Digital-Druck-Verlag "Nora" eigens eine Reihe "Verlegtes wiedergefunden" gründete. Darin fanden sich unlängst bereits vergriffene Scherzer-Artikel wieder. Nun also ein Lesebuch aus Fundstücken des Rudolstädter Autors und Sprachspielers Biskupek. Um dessen deutsche Trikolore "Schwarz angesagt" (1989), "Rot angeschwärzt" (1996) und "Goldener Schnitt" (2002), die einst im Kunstbuchformat mit Holzstichen von Karl-Georg Hirsch erschienen, sind zahllose Miniaturen gruppiert. Und wo wiederverlegt wird, finden sich auch Freunde ein: Jens Henkel (burgart-Presse) schrieb ein Vor-, Kerstin Hensel das Nachwort. Der Bibliomane Henkel bedauert den Verlust der saftigen Illustrationen, ohne die die Texte nur Modellpuppen seien. Aber man muss diese Puppen ja nicht nackt sehen wie den Kaiser. Fantasie! Fantasie!