Satire gab es schon im alten Rom. Was Wunder. Die Differenz zwischen den kruden Verhältnissen und wünschbaren Zuständen im öffentlichen Leben liegt wohl einem Autor zu allen Zeiten auf der Seele, wenn er seinen Beruf ernst nimmt. Freilich wird deshalb nicht jeder zum Satiriker. Das ist wohl eine Frage von Temperament, Sprachhandwerk und Gemüt in wunderlicher Verstrickung. Der "Quotensachse" Biskupek ist so einer. "Horrido, Genossen!", heißt sein jüngster Band im Eulenspiegel Verlag. Und so stimmt er seinen "Jagdschrei, zur Verfolgung aufmunternd" an. Das Zitat ist dem Grimmschen Wörterbuch entnommen und erklärt das Wort Horrido. Biskupeks Büchlein versammelt 49 Erzählungen aus ca. 30 Jahren auf 137 Seiten. Das macht eine durchschnittliche Länge von 2.7959183 Seiten pro Erzählung. Hiermit ist bewiesen, dass es sich um Kurzgeschichten, ja, zum Teil um Kürzest-Geschichten handelt. Biskupek widerlegt zudem die Behauptung, Sachsen könnten sich ewig nicht ausmehren. Nein, dieser Mann ist ein forscher Jäger und kommt schnell zum Sch(l)uß. Die sprachkritischen Geschosse zielen auf Wendehälse, selbsternannte Widerstandskämpfer mit Gedächtnislücken, Oma-Mörder, Ausländerfeinde, Knochenbrecher, alte Genossen und neue Kameraden, PISA-Verlierer und Recyclingfeinde, halt das ganze neudeutsche Bestiarium. Freilich schoß und zielte Satiriker Biskupek schon zu DDR-Zeiten. Auch davon sind ein paar Kostproben im Band, zum Teil mit Entstehungsdatum gekennzeichnet. Dies sei erwähnt, weil in dem abschließenden Text des Bandes "Der gesammelte Autor" Biskupeks Erzähler meint , er sei "sich bis heute treu geblieben". Wir bestätigen es auch dem Autor. Ion Cozacus Vignetten tun es ebenso. Trotz vieler Gesichter bleibt Biskupek Biskupek. Freilich, ein paar Geschichten sind nun nicht gerade ein Blattschuß mit trefflich sitzender Pointe. Ab und zu wird die gut gemeinte Gelegenheitserzählung einfach zu beiläufig und zu wenig erzählt. Aber in der Hauptsache zeigt sich Matthias Biskupek als sprachpotenter Oberjäger. Seine Qualitäten liegen darin, "Oma" und "Heimatabend oder Fidschis Nachtgesang" seien hier genannt, dass er seinen Hang zu schwarzem Humor und Doppelbödigkeit sprachlich überzeugend umsetzen kann. Dem Leser bleibt das Lachen im Halse stecken. Biskupek setzt auf die Kluft zwischen Sprachhandlung und erzähltem Vorgang. Was verbirgt sich da in "Heimatabend..." für eine Brutalität hinter dem gemütlichen "Erzgebirgsch". "Ei suu dos wär schie", heißt es da, "Und das Fidschi pfeift nun nur noch wie ein Mäuslein aus all seinen Löchlein [...] Und großes Hallo gibt es, als einer der fröhlichen Gesellen sagt, daß man das Fidschi auch zum Kaminfeuerle einladen sollte. Wo das grüne Holz erst lustig zischt und pfeift [...] ei suu das wär schie". Oder man lese, wie Biskupek in "Maischuß" die Kampfgruppen starrende DDR samt ihrer Spießigkeit der Lächerlichkeit preisgibt. Lesen sollte man Satire allerdings können. Der Rezensent erinnert sich an eine Schullesung mit dem Autor, wo eine Schülerin nach einer solchen Geschichte entrüstet sagte: "Herr Biskupek, sie sind amoralisch." Sie hatte Autor und Erzähler gleichgesetzt und ihm noch Nostalgie vorgeworfen Für den Satiriker war das ein Erfolgserlebnis. Und nebenbei bemerkt, solche Gleichsetzung passiert nicht nur bei Schülern. Mit der Erwähnung der Titelerzählung sei nun auch das Halali geblasen. Erinnern Sie sich, lieber Leser, bei solchem Horrido und Jagdgetöse nicht auch an Bilder von manch prächtiger Staatsjagd und großer Strecke erlegten Wildes. Lesen Sie die Geschichte und vergessen Sie dabei nicht die heutigen Jagdleidenschaften.